[DER PATRIOTISCHE MÄNNERVEREIN …]

Der patriotische Männerverein
Traf sich wieder einmal zum Singen;
Sie sprachen auch lebhaft und allgemein
Von sehr erfreulichen Dingen.

Ein Mitglied erzählte voll Vertraun,
Daß die Spruchkammern zu wirken begonnen;
Der Kläger sei schwarz, der Beklagte braun –
Sie seien sich günstig gesonnen.

Auch waren alle äußerst erfreut,
Daß man die Nazis entlassen;
Sie hätten ja dadurch soviel mehr Zeit,
Mit Schwarzhandel sich zu befassen.

Die Nazis aber, denen partout
Die Chancen man genommmen,
Die fänden noch stets in der CSU
Ein gutes Unterkommen.

Man bedauerte sehr, daß die SS
Beraubt sei ihrer Bewegung.
Man lobte mit großer Rührung indes
Die excellente Verpflegung.

Solang die SS noch wohlgenährt,
Braucht Deutschland nicht zu verzagen;
Ein voller SS-Bauch ist allemal wert
Zehn leere deutsche Magen.

Die Hitlerstraßen vermißte man sehr,
Fand ihre Entfernung betrüblich,
Doch die nach Hindenburg und nach Scheer
Seien Gottseidank noch üblich.

Durch ihr Vorhandensein würde doch
Trotz feindlicher Demagogen
Zu treudeutschen Helden die Jugend noch
Für Deutschlands Größe erzogen.

Sie sangen im Baß und im Diskant,
Vor Rührung troffen die Seelen.
O Deutschland, herrliches Vaterland,
Du bist gar sehr zu empfehlen!

 

(Typoskript aus dem Nachlass, aus der Zeit vor Hacks' Übersiedlung in die DDR 1955, als er häufig für das Kabarett arbeitete,
in Der junge Hacks Bd. 1, S. 103f.)