»... die Götter arbeitslos gemacht«
Peter Hacks und die Klassik

Sechste wissenschaftliche Tagung zu Werk und Leben von Peter Hacks

magnushausDie nunmehr sechste wissenschaftliche Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft im Jahr des 10. Todestags des Dichters fand unter dem Thema »... die Götter arbeitslos gemacht. Peter Hacks und die Klassik« gut besucht im Berliner Magnus-Haus am Kupfergraben statt.

Prof. Dr. Heinz Hamm, Halle, eröffnete mit einem Referat über das in den Akademie-Arbeitsgruppen (»Berlinische Dramaturgie«) aufscheinende Konzept einer sozialistischen Klassik. Er betonte v. a. die Aspekte Notwendigkeit stabiler politischer Verhältnisse unter dem Primat geistiger Arbeit und der Bejahung menschlicher Möglichkeiten, Klassik als künstlerische Methode, das Machbare ästhetisch darzustellen, und die veränderten Voraussetzungen ab Ende der 70er Jahre, als die Klassik als »Waffe« gegen »romantische« Illusionen dienen musste.

Felix Bartels, Eberbach, behandelte die Frage der Gattungen, beginnend bei den antiken Modellen bis zu Gérard Genette, Hacks' Gattungsverständnis und die Notwendigkeit von Gattungswissen für die künstlerische Produktion.


Prof. Dr. Bernd Leistner, Leipzig, resümierte Hacks' Bezüge zu Schiller insbesondere mit Blick auf die hohe Komödie, die so in Schillers Klassifizierung nicht angelegt ist. Er tat dies anknüpfend an seine früheren Schriften zum Thema und an neue Erkenntnisse zu Werken des jungen Hacks, die gerade erst erschlossen und in Kürze im Eulenspiegel Verlag erscheinen werden.

Dr. Tabea Dörfelt-Mathey aus Jena untersuchte Hacks' Beschäftigung mit Christoph Martin Wieland, die, ohne systematisch zu sein, drei Schwerpunkte zeige: die Bearbeitung des Stücks »Pandora« über die Leidenschaften als Motor des Fortschritts, die Verteidigung der Wielandschen Schriften zur Französischen Revolution gegen Jan Philipp Reemtsma und zuletzt die Einbindung Wielands in den Illuminaten-Kosmos in »Zur Romantik«. Wieland erscheine bei Hacks insgesamt als unterschätzter Vorläufer der Klassik.

Der Autor Jan Decker, Osnabrück, widmete sich den »Gesprächen mit Hacks« von André Müller sen. in Bezug auf die Goetheschen Gespräche mit Eckermann. Anders als Goethe erscheine Hacks als Dichter im Kampf, der nicht nur auf die Substanzialität seines Werks, sondern auch auf das Mittel der Selbstinszenierung setzte.

KannapinDas letzte Referat hielt Dr. Detlef Kannapin, Berlin, über Hacks' Verhältnis zu Georg Lukács' Realismusbegriff, soweit es sich in seinen dramaturgietheoretischen Schriften äußert, und über die Frage der Kompatibilität dieses Realismusbegriffs mit dem Klassik-Konzept, die sich insbesondere über den bei Hegel wie Lukács zentralen Begriff der Objektivität herstelle.

Die abschließende Podiumsdiskussion leitete Dr. Dieter Kraft aus Berlin. Wie schon im Anschluss an die Referate beteiligte sich das Publikum rege an der Diskussion, u. a. über das aufgeworfene Bild von der Klassik als Kampf, über die Frage, ob Kleist nach den benannten Kriterien ein Klassiker sei, und wie es bei heutigen Autoren um das Beherrschen der Gattungen bestellt ist.
Einigkeit herrschte zum Schluss in vielen dieser Fragen, insbesondere darüber, dass dieser Tagung ein bemerkenswerter Erfolg in Resonanz und wissenschaftlichem Gehalt beschieden war.