Tagung 2019

magnushaus

Menschenlehrlinge

Kinderliteratur im Werk von Peter Hacks

Zwölfte wissenschaftliche Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft

Termin: Sonnabend, 2. November 2019
Ort:  Magnus-Haus, Berlin
Am Kupfergraben 7, 10117 Berlin-Mitte

 

Was will der Bär auf dem Försterball?
Ein Klassiker des Kinderliteratur: Die 12. Peter-Hacks-Tagung in Berlin

Der 2003 verstorbene Peter Hacks war nicht nur Dramatiker und Lyriker, sondern auch Verfasser von Kinderliteratur. Wer einmal eines dieser phantastischen wie poetischen Werke gelesen hat oder gar das Vergnügen hatte, es in Kindertagen vorgelesen zu bekommen, wird es wohl kaum vergessen haben: den rätselhaften Ausflug eines tierischen Waldbewohners unter seine Feinde in »Der Bär auf dem Försterball«, die zahlreichen Verwandlungen der »Meta Morfoss« oder die Befriedung der Tierwelt durch die Kunst in »Das musikalische Nashorn«. Die Peter-Hacks-Gesellschaft hatte am vergangenen Samstag unter dem Titel »Menschenlehrlinge« zu ihrer jährlichen Tagung geladen, um die Kinderliteratur im Werk von Peter Hacks zu diskutieren. Am Vorabend hatte Jens Mehrle im Theater an der Parkaue Hacks’ Stück »Die Kinder« zur Aufführung gebracht – mit Schauspielern wie Ursula Werner und einem Kinderchor.

Die Vorträge am Samstag untersuchten verschiedene Aspekte der Kinderdichtung bei Hacks. Immer wieder Bezug genommen wurde auf den Aufsatz »Was ist ein Drama, was ist ein Kind?«, den man als theoretische Grundlegung und wohl auch Rechtfertigung des Dichters für die Kinderliteratur verstehen kann. In diesem stellt Hacks die besondere Empfänglichkeit der Kinder für Poesie und Phantastik heraus. Die Überlegung, für welches Publikum zu schreiben sei, führt ihn zu der Frage nach den angemessenen künstlerischen Mitteln. Dabei nimmt er das kindliche Publikum so ernst wie jedes andere, in seinen Bedürfnissen, aber auch seinen Fähigkeiten. Das Poetische und auch das Märchenhafte kommen dem kindlichen Werden entgegen, dem noch nicht Festgestellten der Heranwachsenden.

Auf der Tagung wurden Analysen einzelner Werke (etwa Leonore Krenzlin über den »Bär«), theoretische Überlegungen im Anschluss an Hacks (Felix Bartels) und Berichte aus der empirischen Forschung über Kinder bei der Hacks-Lektüre (Karin Richter/Christina Baumbach) vorgetragen. Deutlich wurde, dass es sich bei der Kinderliteratur keineswegs um eine Nebensache im Werk des Dichters handelt. Für jemanden, der so umfassend und weitblickend dachte wie Hacks, war es selbstverständlich, seine Leser auch schon unter den Jüngsten zu suchen. Doch können auch die Älteren mit nahezu kindlicher Freude und Ernst darüber diskutieren, ob der Bär nur zufällig auf dem Försterball landete, obwohl er eigentlich zum Maskenball wollte, ob er wusste, was er tat, oder der Alkohol ihm einen Streich spielte und welche geschichtlichen Vorbilder hinter dieser Figur zu vermuten wären.

Dem Reiz der Hacks’schen Kinderliteratur kann man sich kaum entziehen.Hacks Flyer 2019 S1
Jakob Hayne
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Ausgewählte Referate der Tagung wurden im Hacks Jahrbuch 2020 veröffentlicht.         

 

Die Tagung 2020 fand am 31. Oktober 2020 im Magnus-Haus in Berlin statt.