Kindermund

Der Darsteller eines der bösen Vettern in Gregoreks Aufführung des »Armen Ritters« war plötzlich erkrankt. Die Regisseurin war eingesprungen und hatte ohne Probe die Rolle des Herrn Firlefanz übernommen, Hacks hatte sich auf einen Rangplatz gesetzt und leistete ihr seelischen Beistand und genoß den Spaß.

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Ist denn die Kunst wirklich nur dazu da, die verdammten albernen, vorübergehenden Peinlichkeiten einer Zeit vorzuführen oder ist sie nicht vielleicht dazu da, ausgehend von dem Material, das die Zeit anbietet, Lösungen zu finden und die Möglichkeiten einer Zeit zu untersuchen im Hinblick auf die Möglichkeiten, die die Menschheit als solche hat?
Peter Hacks

von Jakob Ole Lenz (Dresden)

12.45 Uhr

In seiner Ablehnung der Romantik bringt Peter Hacks in dem 1988 begonnenem und 1991 erschienenen Essay „Ascher gegen Jahn“ einen Autor in Stellung, der damals den wenigsten Geistes- und Sozialwissenschaftlern ein Begriff gewesen sein dürfte: den jüdischen Spätaufklärer und streitbaren Publizisten Saul Ascher (1767 – 1822). Auch in seinem polemisierenden Essay „Zur Romantik“ von 2001 stellt er Ascher noch einmal als Friedrich Ludwig Jahns „Gegenspieler in Berlin“ heraus. Schon der Klappentext von „Ascher gegen Jahn“ greift dabei die zur Erscheinungszeit „hochaktuelle“ deutsche Frage auf und verbindet sie lose mit Hacks‘ zentralem Kampf für die Klassik und gegen die Romantik.

Der Beitrag geht zunächst auf Ascher ein, von Hacks immerhin als „[e]iner von meinen Leuten“ vorgestellt. Dafür wird Hacks’ Relationierung von Ascher, Jahn und auch Johann Gottlieb Fichte in den Blick genommen, den Hacks durch die primäre Fokussierung auf Aschers Spätwerk zugunsten Jahns etwas zu beiläufig einführt. Im Anschluss wird ein Blick auf die Jahn-Forschung nach 1990 und ihre Reaktion auf Hacks‘ Essay geworfen und mit der Frage verknüpft, wie die neu gelöste nationale Frage in sowohl apologetischen als auch kritischen Jahnkreisen aufgenommen wurde.