Eine Pinselei

Peter Hacks wollte eine Lesung von Thomas Mann in München besuchen und fand sie ausverkauft. Er bezog an der Eingangstür Posten, und als der Dichter erschien, hielt er ihm das Couvert eines Briefes entgegen, das er für den Notfall eingesteckt hatte. Sie lassen mich nicht hinein, klagte er, beleidigt, wie er sich fühlte.

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Erst vergammeln die Zwecke, dann die Mittel. Wo man die Tempel verfallen lässt, bröckelt es auch am Boulevard.
Peter Hacks

von Jakob Ole Lenz (Dresden)

12.45 Uhr

In seiner Ablehnung der Romantik bringt Peter Hacks in dem 1988 begonnenem und 1991 erschienenen Essay „Ascher gegen Jahn“ einen Autor in Stellung, der damals den wenigsten Geistes- und Sozialwissenschaftlern ein Begriff gewesen sein dürfte: den jüdischen Spätaufklärer und streitbaren Publizisten Saul Ascher (1767 – 1822). Auch in seinem polemisierenden Essay „Zur Romantik“ von 2001 stellt er Ascher noch einmal als Friedrich Ludwig Jahns „Gegenspieler in Berlin“ heraus. Schon der Klappentext von „Ascher gegen Jahn“ greift dabei die zur Erscheinungszeit „hochaktuelle“ deutsche Frage auf und verbindet sie lose mit Hacks‘ zentralem Kampf für die Klassik und gegen die Romantik.

Der Beitrag geht zunächst auf Ascher ein, von Hacks immerhin als „[e]iner von meinen Leuten“ vorgestellt. Dafür wird Hacks’ Relationierung von Ascher, Jahn und auch Johann Gottlieb Fichte in den Blick genommen, den Hacks durch die primäre Fokussierung auf Aschers Spätwerk zugunsten Jahns etwas zu beiläufig einführt. Im Anschluss wird ein Blick auf die Jahn-Forschung nach 1990 und ihre Reaktion auf Hacks‘ Essay geworfen und mit der Frage verknüpft, wie die neu gelöste nationale Frage in sowohl apologetischen als auch kritischen Jahnkreisen aufgenommen wurde.