Eine Pinselei

Peter Hacks wollte eine Lesung von Thomas Mann in München besuchen und fand sie ausverkauft. Er bezog an der Eingangstür Posten, und als der Dichter erschien, hielt er ihm das Couvert eines Briefes entgegen, das er für den Notfall eingesteckt hatte. Sie lassen mich nicht hinein, klagte er, beleidigt, wie er sich fühlte.

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Hacks gehört zu der Partei der Unbestechlichen. Bekanntlich ist das eine sehr kleine Partei.
Eberhard Esche (Schauspieler)

von Rayk Wieland (Leipzig)

17.00 Uhr

Es waren Strophen in klassischen Versmaßen, im Pionierliedton, im Sound Eichendorffs und mit donneskem Sarkasmus, die Peter Hacks mit Beginn des Jahres 1998 in „Konkret“ veröffentlichte. Die Rubrik nannte er „Jetztzeit“, ein pejorativer Pleonasmus, der den Livecharakter der Gedichte hervorhob und zugleich die Gegenwart, die Hacks schreibend ins Visier nahm, als bedauerliche Abweichung von der Norm des Weltgeistes zu kennzeichnen schien. Das Publikum der Zeitschrift reagierte überwiegend verständnislos.

Mehr als zwanzig Jahre sind seitdem vergangen, und es zeigt sich, die Gedichte sind nicht schlecht gealtert. Ihre kunstvolle Form hat sich als haltbarer erwiesen als die dissidentische Saison. Was kalkulierte Provokation war und stalinistisches Manufaktum, ist in den Hintergrund getreten und kaum noch brisant. Dem Verblassen historischer Debatten folgt die Legendierung von Geschichte. Könnte es sein, daß Hacks die Gedichte des Jetztzeit-Zyklus’ nicht so sehr an die Leser von Konkret richtete als an die Leser der Zukunft? Hacks, wenn er die Berliner Mauer als der Erdenwunder schönstes besingt, setzt einfach auf Zukunft. Genauer gesagt, auf die fernere Zukunft ...