Zu dem berühmten Theaterdichter Peter Hacks kam im Sommer 1956 ein Anfänger. Er führte zwei Einakter, »Der Lohndrücker« und »Die Korrektur«, mit sich; er forderte Hacks auf, ihn höheren Ortes zu empfehlen und ihm Geld zu verschaffen.

Hacks verfaßte ein Attest, worin er dem Anfänger bescheinigte, ein Dichter und ein Marxist zu sein; das Attest sandte er an Walther Victor, den damaligen Vorsitzenden des Schriftstellerverbands, und alles nahm seinen Lauf.

Eins ist seltsam, fragte Hacks unlängst seinen Freund André Müller, wie konnte geschehen, daß die Partei Heiner Müller vom ersten Tag an so sah, wie er ist, und wie wir ihn in jahrzehntelanger Mühe erst haben kennenlernen müssen? – Und er gab sich die Antwort auf die Frage selbst.

Die einzig mögliche Erklärung besteht darin, daß die Partei bekanntlich immer Recht hat.

 

Aus: Was ist das hier?
130 Anekdoten über Peter Hacks und dreizehn anderweitige

von Pasiphae

Eulenspiegel Verlag, Berlin 2003
ISBN 978-3-359-01305-1
Gebunden, 96 Seiten, 9,90 EUR