Früherkennung

Zu dem berühmten Theaterdichter Peter Hacks kam im Sommer 1956 ein Anfänger. Er führte zwei Einakter, »Der Lohndrücker« und »Die Korrektur«, mit sich; er forderte Hacks auf, ihn höheren Ortes zu empfehlen und ihm Geld zu verschaffen.

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Ein Land, das Medien hat, braucht keine Zensur.
Peter Hacks

»Analogiespiele« untersucht das Dramenwerk des DDR-Dramatikers Peter Hacks von 1960 bis 2002 entlang der Zentralbegriffe ‚Klassik‘ und ‚Romantik‘.
 Hacks entwickelte ab 1960 die Ästhetik der ‚sozialistischen Klassik‘, eine in seinen Augen zeitgemäße Aktualisierung der Formensprache und Kunsttheorie besonders der Weimarer Klassik auf Basis eines spezifischen Verständnisses von Sozialismus, begriffen als Spielart absolutistischer Herrschaft. Ab 1970 setzte er sich als Reaktion auf die verstärkte Rezeption romantischer AutorInnen in der DDR mit der Romantik auseinander, die er als überhistorisches ästhetisches und politisches Phänomen auffasste, das er entschieden ablehnte.

Rezension von Kai Köhler in der jungen Welt vom 21.3.2016

Die Polarität beider Begriffskomplexe kommt in den Dramen in unterschiedlicher Weise zur Verarbeitung. Die Arbeit verfolgt die Werkentwicklung bis zu den nach der ‚Wende‘ entstandenen Texten und macht ihre Verflechtung mit kulturpolitischen und theoretischen Debatten sichtbar.

Inhalt
 I. Einleitung
 
II. „Sie wird ganz frei sein“: Der Weg zur Klassik
II.1. Antreten oder Ausschlagen? Das klassische ‚Erbe‘ in den marxistischen Debatten bis 1960
II.2. Die Klassik als ‚Drittes‘: Hacks’ Abkehr von Brecht
 
III. Die Ästhetik der ‚sozialistischen Klassik‘
III.1. Metaphorizität und Größe des klassischen Kunstwerks
III.2. Klassik und Utopie
III.3. Absolutismustheorie
 
IV. Theaterstücke „von morgen von heute“
IV.1. „Wenn du den Krieg rühmst, Muse, als Troßweib dann wirst du reisen“: Der Frieden (1962)
IV.2. Das Ränkespiel am Musenhof: Margarete in Aix (1966)
IV.3. „Beim besten Willen war kein beßrer Schluß“: Numa (1971)
 
V. Schriftsteller und Politik in den siebziger und achtziger Jahren

VI. Die Romantik-Renaissance
 
VII. „Rückzugsgefechte“ oder „Rückzug nach vorn“? Neuausrichtung der Ästhetik
VII.1. Klassik und Romantik als politisch-ästhetische Richtungen
VII.2. Ideal statt Utopismus
VII.3. Ausarbeitung der Dramen- und Komödientheorie
 
VIII. „Niedergangskunst“
VIII.1. „Ein Widerstand nur für den Widerstand, / Taugt in der Liebe nicht und nicht im Staat“: Rosie träumt (1974)
VIII.2. Die Goethe-Rezeption in den Dramen der siebziger Jahre
VIII.2.1. Das Genie Goethe im Konflikt mit der Umwelt: Ein Gespräch im Hause Stein (1974)
VIII.2.2. Haltung in misslichen Zeiten: Pandora (1979)
VIII.2.3. „Vergammelte Empfindsamkeit“ und Faust-Verhinderung: Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern (1973) und Musen (1979)
VIII.3. „Ist es nicht fabelhaft romantisch?“ Die Binsen (1981)
VIII.4. „Ja! Staatsschlaubergerei heißt mein Verbrechen“: Jona (1986)
 
IX. „Aussichten im Tunnel“: Die neunziger Jahre
IX.1. Klassik und Romantik als verfeindete Parteien
IX.2. Nachwendeästhetik
 
X. „... den Weltverlauf noch im Weltstillstand vorstellen“
X.1. „… bringt aller Reichtum nur schale Lust“: Der Geldgott (1991)
X.2. Politik der Hintern: Der Maler des Königs (1991)
X.3. Staatspolitik in den Dramen der neunziger Jahre
X.3.1. „Für den schlechtesten Zaren spricht ja, daß er besser war als keiner“: Die Russenstücke (1996)
X.3.2. „Numa wird Stalin“: Die Umarbeitung von Numa (2002)
 
XI. „High definition“: Zur Romantik (2000)
 
XII. Schluss

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