Die Julklapp-Organisation

Die Golden Sixties der DDR, in denen die Wirtschaft gedieh, die Kultur blühte und die Parties rauschten, sind in Hacks' Erinnerung verkörpert in Gestalt des Julklappkränzchens. Die hauptsächlichen Cadres des Kränzchens waren vier Ehepaare, Hacks und Wiede, Manfred Krug und seine Frau Ottilie, Guy de Chambure und die Schauspielerin Christine Gloger vom Berliner Ensemble und die Nichtdrehbuchautoren Heinz Kahlau und Gisela Steineckert; die letztern lebten von Drehbüchern, welche die Defa regelmäßig ankaufte, aber niemals verfilmte.

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Seine politischen und ästhetischen Urteile haben die Schärfe eines Standgerichts.
Mark Siemons

von Dr. Nikon Kovalev (Moskau, per Zuschaltung)

11.00 Uhr

„Bojarenschlacht“, „Tatarenschlacht“ und „Der falsche Zar“ – allesamt 1996 entstandene Stücke von Hacks – sind mit der Zeitgeschichte Russlands eng verbunden. In einem Brief an André Müller sen. heißt es: „Ich warte den Ausgang der russischen Präsidentschaftswahlen ab, um ein Zarendrama zu schreiben“. Im zweiten Stück „Tatarenschlacht“ ändert Hacks seinen Urstoff am besonders tiefgreifend (Hauptidee, Ende). Oserows Original ist ein patriotisches Konjunktur-Stück, Hacks’ Version ist dagegen eine Auseinandersetzung mit den Fragen: Was darf man in der Politik tun und was nicht? Und was bedeuten der Staat und die Heimat?

Im Vortrag soll geklärt werden, was und zu welchen Zwecken Hacks mit Oserows Stück genau gemacht hat. Sowohl die russische Vorlage als auch eine deutsche Übersetzung aus dem 19. Jahrhundert, die Hacks kannte, werden mit seiner Bearbeitung verglichen. Besondere Aufmerksamkeit wird möglichen Parallelen mit der russischen Zeitgeschichte gewidmet.