Die Familienanekdote

In kleinbürgerlichen Familien besorgt die Mutter am Sonnabend vormittag den Hausputz, währenddessen beschäftigt der Vater das Kind vermöge eines Spaziergangs. Hacks’ Vater bevorzugte als Ziel den Scheitniger Park, der sich an dem Hacks’ Wohnung entgegengesetzten Ende der Stadt Breslau befand.

Weiterlesen ...

Ist denn die Kunst wirklich nur dazu da, die verdammten albernen, vorübergehenden Peinlichkeiten einer Zeit vorzuführen oder ist sie nicht vielleicht dazu da, ausgehend von dem Material, das die Zeit anbietet, Lösungen zu finden und die Möglichkeiten einer Zeit zu untersuchen im Hinblick auf die Möglichkeiten, die die Menschheit als solche hat?
Peter Hacks

In ihrer Ausgabe vom 7. Mai brachte die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« in ihrer »Frankfurter Anthologie« das Gedicht »Anlässlich einer Mainacht« von Peter Hacks nebst einer Interpretation von Jürgen Pelzer.

 

Frankfurt (Main)/Berlin, 07.05.2022.

Den Text des Gedichtes geben wir nachfolgend wieder, den ganzen Artikel können Sie hier im Online-Auftritt der FAZ lesen. Jürgen Pelzer, Jahrgang 1949, ist Literatur- und Kulturwissenschaftler. Er studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in Köln, Konstanz und Madison/Wisconsin und lehrte lange Zeit in den USA, zuletzt als Professor für Literatur- und Kulturwissenschaft in Los Angeles. Er lebt zur Zeit in Athen und schreibt unter anderem für die »junge welt« und »konkret«. 2021 war er mit dem Beitrag »Weder reich noch gleich. In der Komödie ›Der Geldgott‹ zeigt Peter Hacks Zumutungen und Zwänge des Kapitalismus« auf der 14. Wissenschaftlichen Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft vertreten.

 

Peter Hacks: „Anlässlich einer Mainacht“

Wenn das Glück sein Füllhorn auskippt, erwarten
Sie nicht Birnen, Trauben noch Rosen. Nämlich
Hierin irren die Maler. Sondern das es
Ihnen um den Kopf haut, das Obst, sind Neid von
Freunden, Abfall von Bundsgenossen und die
Schoflen Bräuche alle dieser zum Leben
Kaum geschickten Rasse. Dennoch, und solches
Redet einer, der weiß, wovon er redet,
Suchen Sie kein Dach auf, wenn das Glück sein
Füllhorn auskippt. Treten Sie nicht unter.
Ganz im Bodensatz, hinten, im perlmuttnen
Dunkel einer engeren Windung, wo man
Es schon für leer hält, hebt das Horn das große
Glück für Sie auf, das dunkle Glück der Liebe,
Das kein Scherz ist und weit vor dem die Worte
Enden. Aber fragen Sie meine blonde
Liebste, die es auch weiß. Es ähnelt einem
Sturm, der stillsteht, einer Flut, die nicht abebbt.
Eine Ruhe ists, unendlich, aus Freude.

 

Quelle: Peter Hacks „Die Gedichte“. Werke, Band 1. Eulenspiegel Verlag, Berlin 2003. 496 S., geb., 30,– €.