von Dr. Heidi Ritter (Halle/Saale)

15.45 Uhr

Als sich Peter Hacks in den 70er Jahren (des 20. Jahrhunderts) dem Werk Goethes näherte, traf er auch auf den 200 Jahre zuvor von der »Literarischen Revolution« bewegten jungen Dichter, der gerade begonnen hatte, seine Stimme gegen die Regelpoetik des Französischen Klassizismus zu erheben und nun in Shakespeare sowie dem Volkstheater ein Vorbild gefunden hatte.

Nicht nur »Götz von Berlichingen« war daraus hervorgegangen, auch einige Farcen und Schwänke, darunter 1773 »Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern«. In dem bunten Jahrmarktstreiben, ohne eine in sich geschlossene Handlung, erkannte Peter Hacks sogleich, was ihn stets interessiert hat, eine Spielart des plebejisch-respektlosen Theaters, das menschliche Verhaltensweisen in satirischer Überhöhung vorführt und entlarvt: »Der Ur-Jahrmarkt zeigt den lächerlichen Kampf der veramteten Aufklärung mit der vergammelten Empfindsamkeit. Meiner handelt eigentlich von nichts anderem. Er zeigt die lächerlichen Missverständnisse zwischen den groben Plattköpfen und den feinen.«

Die Uraufführung der Hacksschen Fassung 1975 wurde in Ost und West mit viel Beifall aufgenommen – einer seiner Publikumserfolge, der bis heute anhält.

 

Heidi Ritter, geb. 1945, Promotion 1977 mit einer Arbeit „Über Traditionsbeziehungen im Werk von Peter Hacks“ bei Hans-Georg Werner. 1970 bis 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Literaturwissenschaftlichen Bereich des Germanistischen Instituts der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Lehr-und Forschungstätigkeit, 1980-1984 Auslandsaufenthalt als Lektor für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Debrecen (VR Ungarn) und der Staatlichen Universität Jerewan (SR Armenien); Publikationen u.a. zu Peter Hacks, Lessing (Dramen- und Theatertheorie), Weibliches Schreiben;

 

Aufzeichnung des Votrags und des anschließenden Gesprächs
Moderation: Dr. Silke Flegel

 

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