Am 4. November 2023 findet in Berlin die 16. Wissenschaftliche Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft statt. Thema ist in diesem Jahr das Verhältnis von Hacks zur DDR nach Ulbricht. Wir bitten um Vorschläge für Tagungsbeiträge, die sich mit diesem Themenspektrum beschäftigen.

 

»Die Aussichten im Tunnel«
– Peter Hacks und die DDR nach Ulbricht

16. Wissenschaftliche Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft

 

Termin: 4. November 2023, ab 10.00 Uhr
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10117 Berlin

 

In den 1960er Jahren entwickelte Peter Hacks sein Konzept einer sozialistischen Klassik. Es beruhte auf der Annahme, dass die Revolution in der DDR abgeschlossen und die Kunst damit von direkt operativen Funktionen entlastet sei. Angesichts einer Entwicklung hin zum Besseren sei ein zentrales Thema der Kunst das Spannungsverhältnis zwischen Ideal und Wirklichkeit – nicht im Sinne einer Abwertung einer der Seiten zugunsten der anderen, sondern um das noch nicht Erreichte im Bewusstsein zu halten.

Nach dem Ende der DDR schwenkte Hacks nicht um, sondern blieb Verteidiger des Sozialismus – nicht eines unerreichten Ideals, sondern der realen Versuche, Schritte hin zum Kommunismus zu gehen. Der unmittelbare Zeitbezug seiner Werke wird immer deutlicher, die Kunstmittel werden zugleich karger und zugespitzt.

Die 16. wissenschaftliche Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft ist den etwa fünfzehn Jahren gewidmet, die zwischen diesen beiden Werkphasen liegen und begrifflich bislang schwieriger zu fassen sind. „Ulbricht leider ist tot und Schluß mit der Staatskunst in Deutschland“, hatte Hacks gedichtet und in Kauf genommen, dass sich der Druck seiner gesammelten Gedichte um viele Jahre verzögerte, weil er auf diesen Vers, der eine kaum verhüllte Kritik des Nachfolgers Honecker darstellte, nicht verzichten wollte. Bei aller Distanz zu der Politik nach 1971, die aus seiner Sicht den Konsum auf Kosten der Leistung verabsolutierte, unterstützte Hacks künstlerisch wie auch mit kulturpolitischen Initiativen die Entwicklung des Sozialismus. Schon früh bemerkte er Krisenerscheinungen in der DDR, doch dass es sich um Vorboten ihres Endes handelte, der im Titelzitat genannte Tunnel aus seiner Sicht also nicht ins Licht führen würde, zeichnete sich erst allmählich ab.

Die Tagung soll einen Beitrag zum Verständnis von Hacks’ Schaffen in der Zeit vor 1989 leisten. Beantwortet werden sollen zum Beispiel die Fragen:

  • Wie sind die Werke aus dieser Zeit zu verstehen? Dazu gehören die Dramen von „Die Vögel“ über „Rosie träumt“, „Senecas Tod“, „Barby“, „Fredegunde“ bis hin zu „Jona“, um hier einige der bislang seltener interpretierten Stücke zu nennen, aber auch Hacks’ essayistische und lyrische Produktion und seine Kinderliteratur.
  • Wie steht dieses Schaffen im Kontext der Kulturpolitik, wie verarbeitet es Veränderungen im nationalen und internationalen Umfeld?
  • Wie verschiebt sich in der Honecker-Zeit die Position von Hacks im literarischen Feld der DDR? Welche Folgen haben die anfangs erweiterten Wirkungsmöglichkeiten angesichts einer abgeschwächten staatlichen Kontrolle der Kultur, aber auch die Aufwertung von Romantik und Avantgardismus, die eine klassische Ästhetik veraltet scheinen lässt?
  • Verändert sich in dieser Zeit Hacks’ politische Positionierung? Welche Auswirkungen haben seine spätestens seit der Biermann-Ausbürgerung 1976 zunehmend scharf formulierten Stellungnahmen gegen eine linksromantische Opposition in der DDR?
  • Wie wird der für einen Dramatiker wesentliche Kampf um Theater geführt, und mit welchen Ergebnissen – sowohl was die Ästhetik der Inszenierungen angeht wie überhaupt den Zugang zu Bühnen?
  • Auf welche Traditionsbezüge stützt sich Hacks in dieser Lage, welche literarischen Stoffe greift er auf, wie wandelt er sie um? Wie bezieht er sich auf literarische Gattungen?
  • Welche Kontinuitäten und welche Verschiebungen zeigen sich in Hacks’ Werken und auch in seiner ästhetischen Theorie angesichts der Entwicklung in der späten DDR? Gibt es, als eine Art Wende vor der Wende, schon vor 1989 eine Rückkehr von operativen Elementen in seiner Dichtung?

Besonders willkommen sind Vorträge, die anhand der Lektüre einzelner Werke zur Klärung der Arbeit von Hacks in der späten DDR beitragen oder die sich auf die „Berlinische Dramaturgie“, die bislang wissenschaftlich noch kaum ausgewerteten Protokolle der Gespräche stützen, die Hacks in Arbeitsgruppen an der Akademie der Künste der DDR führte. Doch sind ebenfalls Beiträge erwünscht, die werkübergreifende ästhetische, politische und kulturpolitische Aspekte klären.

Vorschläge zu Vorträgen über diese oder hier nicht bedachte Aspekte des Themas sollten bis zum 15. April 2023 postalisch oder per E-Mail an die Peter-Hacks-Gesellschaft e.V., Herrn Burkhard Schmidtke, Torstr. 6, 10119 Berlin, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erfolgen.

Die Vortragslänge beträgt idealerweise 20, maximal 30 Minuten. Ausgewählte Referate werden im Hacks Jahrbuch 2024 veröffentlicht.

 

 

 

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