von Prof. Dr. Heinz Hamm (Halle/Saale)

11.00 Uhr

Ausgehend von Goethes Hoffnung auf Reformpolitik und seine herben Enttäuschungen, wird hier sein positives Vor- und Gegenbild Napoleon gezeigt, von dem er sich auch durch dessen Auftreten als Fremdherrscher und Ausbeuter nicht abbringen lässt.

Hacks beginnt, sich in den siebziger Jahren intensiver mit Napoleon zu beschäftigen, als sich bei Künstlern und Schriftstellern der DDR eine politische Opposition bemerkbar macht, die für ihre Wunschvorstellungen von einem besseren, menschlicheren Sozialismus eine Aufwertung der Romantik nutzt. Hacks missbilligt dies und die damit einhergehende Abwertung der Klassik als eine von politischer Blindheit geleitete „ästhetische Konterrevolution“. Durch Napoleon findet er sich in eigenen Überzeugungen bestätigt; er wird für Hacks einer der wichtigsten Bundesgenossen.


Hacks verehrt in ihm den Begründer einer Staatsform, die gesellschaftliche Stabilität dadurch sicherstellt, dass eine oberste politische Spitze über den Klassen steht und für den Ausgleich der Interessen sorgen kann. Die Gegner Napoleons erklärt Hacks zu Gegnern des Fortschritts. Damit hält er das reaktionäre Wesen der alten Romantik für bewiesen – und meint seinem Kampf gegen die neue Romantik zu nützen. In Wahrheit schadet er ihm.

 

Heinz Hamm, geboren 1944, ist Germanist. Er promovierte 1972 mit einer Arbeit über die theoretischen Auffassungen des späten Goethe zu Kunst und Wirklichkeit und lehrte u.a. in Halle, Paris, Warschau und Jena. 2000 bis 2010 war er Mitarbeiter der Mommsen Foundation for the Advancement of Goethe Research. Im Aurora Verlag erschien zuletzt »Der falsche Zeuge. Irrwege der Goethe-Forschung« (2013).

 

Mitschnitt des Votrags und des anschließenden Gesprächs
Moderation: Dr. Klaus Rek

 

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