Dr. Silke Flegel (Bochum)
»Ich interessiere mich nicht für Theater«, so Peter Hacks in einem Gespräch mit Theater der Zeit 1975. Sein Tun deutet jedoch auf das Gegenteil, nämlich auf den ungebremsten Ehrgeiz, möglichst allüberall auf den wichtigsten, zumindest deutschsprachigen Bühnen vertreten zu sein.
Der kürzlich erschienene Briefwechsel mit dem besten Freund André Müller gibt reichlich Aufschluss darüber. Weil sich das diesjährige Thema der Tagung mit Hacks‘ »DDR nach Ulbricht« in den siebziger und achtziger Jahren bewegt, in denen Hacks zunächst gleichermaßen auf ost- und westdeutschen Bühnen vertreten war und sich 1976 mit »Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe« auf dem Höhepunkt seines dramatischen Erfolgs wähnte, soll ein Blick auf die Aufführungsstatistik Hacks’scher Werke in der DDR und – vergleichend – in der Bundesrepublik geworfen werden. Denn sie könnte Aufschluss geben über die von Hacks beklagte Reaktion vor allem der bundesrepublikanischen Bühnen auf seine harsche Stellungnahme zur Biermann-Ausbürgerung im selben Jahr, um so eine Bewertung seines »Kampfs um Theater« dieser Zeit und dessen Ausgang zu ermöglichen.
Wie verändert seine persönliche ›Biermann-Affäre‹ Hacks‘ Zugang zu bundesdeutschen und zu DDR-Bühnen, inwiefern bestätigen also die nackten (Aufführungs-)Zahlen die Hacks’schen Beschwerden? Und hält seine Feststellung, »daß der Zusammenfall von ökonomischer und ideeller Verrottung die Hirnerweichung aller Intendanten bis zu einem unerahnbaren Maße vorangetrieben« (1982) habe, den theaterpolitischen und kulturhistorischen Realitäten seiner »DDR nach Ulbricht« stand?
Dr. Silke Flegel studierte in Bochum Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Erziehungswissenschaften und Kunstgeschichte. Sie war bereits am Germanistischen Institut (Deutsche Literatur und Buchwissenschaften des 19. Jahrhunderts) und am Institut für Deutschlandforschung der Ruhr-Universität Bochum tätig. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören die Deutsche Kultur und Kulturgeschichte, vor allem im Bereich des Theaters, Films und der Literatur seit 1945 und die Buchkultur (Almanache und literarische Taschenbücher) des 19. Jahrhunderts.