»Heitere Spiele über den Ausgang der Geschichte«
Peter Hacks und die Komödie im Kalten Krieg

Vierte wissenschaftliche Tagung zu Werk und Leben von Peter Hacks
ausgerichtet von der Peter-Hacks-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit Frau Prof. Andrea Jäger (Martin-Luther-Universität Halle)

magnushausAm 4. und 5. November 2011 fand in Berlin die vierte wissenschaftliche Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft statt, die sich diesmal dem Thema »Heitere Spiele über den Ausgang der Geschichte – Peter Hacks und die Komödie im Kalten Krieg« widmete. Die sechs Tagungsreferate befragten die komischen Dramen des Dichters Peter Hacks aus Sicht der Komödientheorie und vor der Folie von Hacks' programmatischer Behauptung, die Komödie könne nur vor dem Hintergrund des Sozialismus bestehen, in dem die literarisch behauptete Subjektgemäßheit eingelöst sei.


Den Auftakt gab Prof. Dr. Bernhard Spies aus Mainz, der Hacks und Friedrich Dürrenmatt kontrastierte. Während Dürrenmatt die Interessen des Subjekts in der Welt für ungültig erkläre und damit die Verhältnisse kritisiere, wolle Hacks in der Herausstellung der Differenz zwischen Ideal und Welt zeigen, dass partikulare Interessen im das Gemeinwohl vertretenden sozialistischen Staat keine Kritik mehr rechtfertigen.

Dr. Carsten Jakobi, Mainz, referierte über den Einsatz des Happy Ending, das im »Tassow« darin kulminiere, dass es nur noch formal – von außen – erzwungen, nicht inhaltlich gerechtfertigt werde, wodurch die außerliterarische Welt für dessen Subjektgemäßheit bürgen müsse.



Dr. Janine Ludwig, Bremen, verglich die Mittel der Komik bei Hacks und Heiner Müller anhand der Stücke »Tassow« und »Die Umsiedlerin«, um deren 4. Hacks-Tagung Kuttner Kuhnel diskutierend 01programmatischen Gegensatz auszuleuchten. Während Hacks tragische, also unauflösbare Konflikte im Sozialismus für vergangen hielt, sah Müller die barbarischen Konflikte unverändert fortleben.



Prof. Dr. Volker Riedel, Jena, ergänzte das Spektrum der Vorträge um eine detailreiche Darstellung der bei Hacks verwendeten komischen Mittel unter dem Aspekt der Antikerezeption, insbesondere der Bearbeitung der Komödien des Aristophanes. 



Dr. Christine Waldschmidt, Mainz, wies an der Komödie »Numa« nach, dass Hacks gesellschaftliche Kritik ad acta lege, indem er sie ästhetisch durchführe. Zu ändern sei im Sozialismus nicht mehr das Gesellschaftssystem, sondern nur die Haltung zu ihm.



Das abschließende Referat hielt Prof. Dr. Andrea Jäger, Halle (Saale), die sich Hacks' Nachwendekomödien widmete und damit die Frage erörterte, wie Hacks auf den Systemwechsel reagierte. Das Fazit: Konfliktlösung gelinge nur noch ideell, und Individuen seien nicht mehr Akteure, nur noch Betroffene der Verhältnisse – die Hackssche Komödie schwenkt in die Groteske ab.

4. Hacks-Tagung Ganzes Podium 01In den anschließenden Diskussionen wurden die Erkenntnisse der Referenten zu anderen Ansätzen der aktuellen Hacks-Forschung in Beziehung gesetzt, wobei konträre Auffassungen über Hacks' Wirkungsabsichten zu Tage traten, die sicher Anlass und Stoff für weitere fruchtbare Forschungen bieten.

Es folgte eine Podiumsdiskussion mit den Regisseuren der aktuellen Inszenierung von »Die Sorgen und die Macht« am Deutschen Theater Berlin, die am Abend zuvor zu sehen war – Jürgen Kuttner und Tom Kühnel. In dem regen Austausch zwischen Podium und Publikum kamen zahlreiche Aspekte dieser vielschichtigen »Hacks-Revue« zur Sprache und wurden in ihrer Wirkung auf den heutigen Zuschauer lebhaft diskutiert.

Das Tagungsprogramm der Konferenz 2011 finden Sie hier nochmal im Überblick.

Die Konferenzbeiträge sind beim Aurora-Verlag im Band »Heitere Spiele über den Ausgang der Geschichte« erschienen.