Gedichte - Archiv

Hier sehen Sie weitere Gedichte von Peter Hacks. Alle hier veröffentlichten Gedichte sind urheberrechtlich geschützt © Eulenspiegel Verlagsgruppe.

Zum ersten Mai

Zum ersten Mai
Ich mag einmal nicht klassenkämpfen.
Das soll man im November tun.
Ich will zum Lied die Leier dämpfen
Und waldwärts ziehn auf Flügelschuhn.

Zum Herbst

WECHSEL

Zwischen den Äckern im Sommer der räderzerrüttete Sandpfad.
Aber wie anders im Herbst. Eingebracht ist das Korn,
Und es belebt die gewaltsam umbrochne staubige Fläche
Nur des geduldeten Pfads halmreich befestigte Spur.

 

Zum Tag der Befreiung, zum Tag des Sieges

 

TRAUMSTADT

Baut eine Stadt, wo keine Pflicht noch Plage drückt,
Ein Dach der Muse, Heimstatt allem Heiteren,
Wo unbefragt ihr wandelt nach Woher, Wohin
Und euch das Schicksal immerwährend Körner streut.

Baut eine Stadt, in deren knospendem Gebälk
Die Liebe wehet wie in einem Blütenzweig,
Wo Herz zu Herzen still wie Ros zu Rose schwebt,
Vom Wind der reinen Neigung einzig hingelenkt.

Baut eine Stadt, erbaut sie nach der Träume Schnur,
Vom Stoff der Kühnheit, auf Entschlusses Fundament,
Wo ihr euch selbst begegnet, eurer Wirklichkeit,
Denn wie ihr leben wolltet, lebtet ihr ja nicht.

 

(aus Werke Bd. 1, Die Gedichte, S. 101)

Zur Erinnerung

Chorlied an die Muse
Wenn du den Krieg rühmst, Muse, als Troßweib dann wirst du reisen,
Ausgeschlaucht, syphilitisch, dem schmutzigsten Landsknecht zu Willen,
Zu deinem Publikum von Krüppeln.
Morgens trommelst, abends am Schindanger endest du.
Aber im Dienste des Friedens, Himmlische,
Der Götter Hochzeiten singend, der Männer Festmahl,
Klingen süß deine Lieder wie die der Schwalbe im jungen Lenz,
Machst du die Menschen freundlich und bauest in ihren Herzen dir
Eine unvergängliche Wohnung.