Dr. Detlef Kannapin (Berlin)

10.15 Uhr

In dem Akademie-Gespräch »Über sozialistischen Realismus heute« vom 5. Mai 1978 stellte Peter Hacks abschließend die keineswegs nur rhetorische, sehr wohl aber hoch-ironische Frage, wann eigentlich mit der Einführung des sozialistischen Realismus begonnen werden soll.

Seine Überlegung zielte auf ein Grundproblem der fortschrittlichen Kunst als Verhandlung der Gesellschaft mit der Gesellschaft über die Gesellschaft: Der sozialistische Realismus wurde aus politischen Gründen entwickelt und konnte daher nicht allein Kunst sein oder werden. Er sollte es zunächst auch nur in einem eingeschränkten Sinne. Denn als Theorie ist der sozialistische Realismus ein gesellschaftspolitisches Organisationsprogramm für die Bewusstseinsentwicklung und damit keineswegs auf ästhetische Fragen beschränkt.
Der Vortrag nimmt Hacks‘ Äußerung zum Ausgangspunkt, um über die Motive und Möglichkeiten zur Einführung des sozialistischen Realismus nachzudenken.

Dr. Detlef Kannapin, geboren 1969, Filmhistoriker und Publizist, war von 1999 bis 2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter der DEFA-Stiftung und arbeitet seit 2007 als wissenschaftlicher Referent im Deutschen Bundestag. Seit 2011 ist er Kurator der Filmreihe »3D – Deutsche Demokratische Dokumente« der Peter-Hacks-Gesellschaft. Zuletzt erschienen von ihm: »Vernunft im Abseits. Aufsätze zum Studium des Klassenkampfs« (2015) und »Im Maschinenraum der Filmkunst. Erinnerungen des DEFA-Chefdramaturgen Rudolf Jürschik« (2021).

 

Aufzeichnung des Votrags und des anschließenden Gesprächs
Moderation: Dr. Klaus Rek

 

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